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Fluch und Segen aktueller YouTube-Fotografen

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  • Lesedauer:7 min Lesezeit

Wie schön war es doch vor vielen Jahren, als die ersten Videos auf YouTube über Fotografie aufpoppten. Was gibt es diesmal zu sehen? YouTube in den Kinderschuhen ist eigentlich gar nicht so lange her, oder?

Ein Video, an dass ich mich noch gut erinnern kann war von Calvin Hollywood. „Bessere Urlaubsfotos machen“ oder so ähnlich hieß das.

Er stand irgendwo in Schottland oder England und hat gezeigt, worauf man bei seinen Urlaubs-Portraits denn so achten sollte. Schon damals war Calvin eher der Menschenfotograf.

Die Videoqualität war nicht so richtig gut und der Ton auch nicht – Zumindest aus heutiger Sicht.

Denn heute ist auch ein Anfänger in der Lage mit recht günstigem Equipment und ein wenig Licht und Ton hervorragende Videos zu liefern, oder etwa nicht?

  • Die Tonqualität ist super
  • Lichtsetzung stimmt
  • Videoqualität auf 4k

Aber der Inhalt? Oh junge, was dort mittlerweile an Videos hochgeladen werden. Da wird mir ganz schwindelig. Es kopiert einer den anderen, der selbst wieder kopiert hat. Ein Einheitsbrei aus immer gleichen Themen und alle kommen immer zum selben Ergebnis. Individualismus Fehlanzeige.

Dabei kann man von Videos so vieles lernen. Das heutige Problem ist nur, dass es sowas von viele Neu-tuber gibt, die alle nur das machen, was andere bereits zuvor auch schon gemacht haben. Sich durch die Flut von immer gleichen Videos zu schlagen gleicht einem Marathon.

Dennoch kann man nach wie vor von den Foto-Tubern eine Menge Informationen bekommen.

Heute kann man sich seinen Lieblingskanal aussuchen. Das ist eine gute Sache. Das finde ich gut. Es dauert halt nur etwas, bis man sich dort durchgearbeitet hat.

YouTube: Fluch und Segen zugleich

Was ich mit diesem Artikel eigentlich zum Ausdruck bringen möchte, habe ich noch gar nicht erwähnt. Das kommt jetzt erst noch.

Das große Problem der Foto-Tuber liegt darin, dass sie so präsent und populär sind. Schon recht kleine Kanäle mit wenigen Tausend Abonnenten machen Kamerareviews. Die Großen bekommen Leihgeräte vor der Veröffentlichung und können dann zum Start des Produktlaunches gleich das passende Video präsentieren.

Das Marketing per YouTube ist enorm wichtig geworden. Die Firmen wissen das.

Gerade bei Kameras aber auch bei Objektiven gibt es hier aber jetzt einen… nennen wir es man „interessenskonflikt“.

Denn, wer professionell YouTube betreibt, der ist kein Fotograf mehr. Ein YouTuber ist in erster Linie Content-Creator und Filmer.

Ein Filmer hat jedoch ganz andere Ansprüche als ein Fotograf. Selbst dann, wenn er einen Fotokanal betreibt.

Hier mal ein Beispiel, damit du weißt, was ich meine

Mir als Fotograf ist es völlig schnurz piep egal, ob ein Objektiv eine gleichbleibende Offenblende von F4 hat. Ich muss nicht darauf achten, ob mein Videobild beim Zoomen dunkler wird. Offenblende f2,8 und geschlossen f5,6. Das weiß ich, das kann ich bei meinen Bildern berücksichtigen. Damit kann ich arbeiten.

Den Filmern ist das aber irgendwie wichtig. Deswegen wird eine gleichbleibende Offenblende lobend erwähnt, während das Abfallen auf f4,5 doch „leider auch bei diesem Objektiv vorkommt“ und wenn es der YouTuber auf die Spitze treiben will, dann mit dem Zusatz „Hier muss der Hersteller noch nachbessern“.

Oh Mann! Was für ein Bullshit.

Solche Aussagen kommen immer mehr. Das mag ok sein, wenn es ein Kanal für Filmer ist. Ist er aber in den meisten Fällen gar nicht. Er richtet sich ursprünglich an Fotografen.

Den schleichenden Prozess, dass eine Kamera oder ein Objektiv erst dann richtig gut bewertet wird, wenn auch der letzte Videograf damit zufrieden ist, geht zu lasten der reinen Hobbyfotografen.

Denn ein Hersteller braucht gute Kritiken. Es macht einen Unterschied, ob ein Video über eine Kamera mit 100.000 Aufrufen gut bewertet oder in den Boden gestampft wurde.

Von daher gibt es immer mehr Produkte, mit denen die YouTube Filmer auch zufrieden sind.

Ein altes Problem im neuen Gewand

Die Tatsache, dass die Hersteller nicht mehr für den Kunden, sondern für die Kritiker produzieren, ist nicht neu.

Stiftung Warentest hat früher schon dafür gesorgt, dass die Hersteller ein Produkt entwickeln, was in den Prüfungskriterien gut abschneidet. Ob es dann noch für den Endverbraucher nützlich ist, spielt dabei keine Rolle mehr. Hauptsache das Prädikat „Sehr gut“.

Des einen Freud, des anderen Leid – Ein weiteres Beispiel für dich

Warum gibt es heute mehr Kameras mit einem Dreh- und Schwenkdisplay als mit einem Klappdisplay?

Zum Fotografieren ist eigentlich das Klappdisplay besser geeignet.

Es sei denn, du bist ein selbstverliebter Instagrammer. Dann natürlich nicht. Denn dann machst du nur noch Fotos von dir. Du in der Karibik, du in einem Porsche, du in Badelatschen.

Wer aber Lust hat zu fotografieren, der steht HINTER der Kamera. Hier braucht niemand ein Display, dass man nach vorne klappen kann. Niemand.

Als YouTuber ist das aber enorm wichtig. Denn ein YouTuber hat meistens keinen Filmer und steht vor der Kamera, während er selber kontrollieren muss, ob er im Bild gut zu sehen ist.

Deswegen werden bei den Tests und Produktvorstellungen auch die „guten Schwenkdisplays“ gelobt, während die schlechten Kameras „leider nur ein Klappdisplay haben“.

Ich kenne nicht ein einziges Video, in dem der YouTuber eine Kamera mit Klappdisplay vorstellt und sagt „Toll, dass es hier ein Klappdisplay gibt“. So etwas kommt nicht vor. Denn ein YouTuber ist in erster Linie ein Filmer, der sich selber sehen muss.

Das resultat sind zahlreiche Kameras, die für reine Fotografen nicht so gut sind, wie sie es sein könnten.

So gern ich ab und an mal ein Video über Fotografie sehe, so sehr stört mich die zunehmende Wende in Richtung „Muss auch zum Filmen geeignet sein“.

Wie seht ihr das? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Jens

    Hallo, darum bin ich bei Fujifilm gelandet. Grüssle Jens.

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