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Astrofotografie – besser man kann es…

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Im Gespräch vertieft auf einer Veranda am nördlichen Ende von Patagonien habe ich die Zeit vergessen und blicke hinaus in die schwarze Nacht. Es ist bereits nach 24 Uhr.

Es schimmert nur noch das elektrische Licht der beleuchteten Veranda eines kleinen Hauses mitten in der Wildnis, die tagsüber noch so grün erschien. Doch nun ist alles schwarz um mich herum.

Alles, was um diese Uhrzeit noch Grün ist, ist die Flasche Bier auf dem Tisch neben mir.

Es war eine lange Reise bis hier hin und es gibt eine Menge zu erzählen.

Plötzlich gibt es einen Stromausfall und das Licht geht mit einem kleinen Knacken aus. Ich war gerade dabei den nächsten Tag zu planen. Wann stehen wir morgen auf und was wollen wir noch alles sehen?

Doch nun sitze ich in der totalen Finsternis. Keine Stadt in der Nähe, keine Straßenlaterne, die irgendwo hätte schimmern können und erst recht keine Straßen.

Die plötzliche Dunkelheit war ebenso überraschend, wie das was ich direkt im Anschluss sah!

Es dauert einen Augenblick bis sich meine Augen an die Dunkelheit der Rabenschwarzen Nacht gewöhnen. Doch so rabenschwarz wie gedacht ist es hier gar nicht.

Plötzlich funkelten tausende Sterne über mir. Hell und strahlend wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Ich habe die ganze Zeit hingesehen, konnte sie aber nicht sehen. Es war einfach viel zu hell um mich herum.

Wie ich heute weiß, ist Patagonien weltweit bekannt für die Sternenbeobachtung. Damals war mir das nicht so wichtig. Noch nie hab ich mich jemals für irgendwelche Sterne interessiert, die es zu fotografieren gilt.

Ist es bei mir zu Hause nahe dem Ruhrgebiet doch schier unmöglich sich vorzustellen, wie eine echte schwarze Nacht aussehen kann und welche Strahlkraft die Sterne haben können.

Aber in diesem Moment in Patagonien wollte ich nur noch meine Kamera nehmen und festhalten was ich da gesehen habe.

Keine 2 Minuten später stehe ich, bewaffnet mit Stativ und Kamera vor dem Haus und…

Tja, was nun?

Wie lange belichte ich jetzt? 10 Sekunde oder 20 ? Oder doch viel länger? 1 Minute vielleicht? Und wo zum Geier setze ich meinen Fokuspunkt? Wie soll ich überhaupt in dieser Dunkelheit fokussieren?

Egal, einfach mal machen. Blende offen und hoffen heißt hier das Motto. 30 Sekunden sollten ausreichen bei Blende… Puh f/3,5. Nicht gerade ideal.

Bei meinem ersten Bild habe ich voll auf die Stromleitung über mir gehalten. Ok, die habe ich im Dunkel der Nacht nicht gesehen. Also einen neuen Bildausschnitt suchen. Das Haus gegenüber vielleicht?

Kaum eine Ahnung was ich hier mache merke ich auch noch, dass die Wolken kommen. Es bleibt mir gerade noch genügend Zeit, um eine weitere Aufnahme mit dem Haus des Nachbarn aufzunehmen.

Auf dem Display sieht es gut aus.

Kurze Zeit später ist der Nachthimmel verschwunden. Die Wolken haben dazu auch noch den Regen mitgebracht.

Es sollte die einzige sternenklare Nacht bleiben. Die letzten Tage werden begleitet von Wind, Wolken und Regen. Erst viel später wird mir auffallen, dass keines meiner Bilder irgendetwas geworden ist.

Wie wäre die Nacht wohl verlaufen, wenn ich gewusst hätte was ich da mache?

Eigentlich bin ich gar kein Astrofotograf. Ich fotografiere tagsüber. Zumindest habe ich das damals so gesehen. Jedoch war mir dieses Ereignis eine Lehre. So etwas passiert mir nicht nochmal. Heute, viele Jahre später kann ich Astro.

Sterne fotografieren ist nur noch deshalb so problematisch, weil ich jetzt am Rand des Ruhrgebiet sitze. Hier gibt es keinen Sternenhimmel. Nicht so wie da unten – Glaube mir. Patagonien ist jetzt weit weg. Aber irgendwie leuchten die Sterne heute noch. Zumindest in meiner Erinnerung.

Es muss nicht gleich Patagonien sein. Auch hier in Deutschland gibt es Ecken für Astrofotografie. Damit du nicht so unbeholfen dastehst wie ich damals, ist es eine gute Idee sich mit dem Thema Sternenfotografie auseinander zu setzen BEVOR die Nacht der Nächte da ist.

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